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Winterspaziergang

 

Als ich zum ersten Mal hörte, dass der nächste Wettbewerb von Ginie Curtze für das Bodensee-Quiltfestival „Spuren“ heißen sollte, löste das in meinen Gedanken sofort eine Assoziationskette aus.

 

Ich verbrachte die ersten Jahre meines Lebens am Rand der Schwäbischen Alb und kann mich sehr gut an lange Winterspaziergänge mit der Familie erinnern. Der Wald lag praktisch vor unserer Tür, und Schnee gab es immer im Überfluss. Beim Stichwort "Spuren" entstand vor meinem inneren Auge sofort das Bild dieser Schneedecke mit ihren geheimnisvollen Abdrücken. Natürlich fragte ich jedem ein Loch in den Bauch, welches Tier denn da wohl durch den Schnee gelaufen sein mochte. Ich fand es faszinierend, den kleinen, feinen Strichen zu folgen und mir vorzustellen, dass da Papa-Vogel auf dem Heimweg zu Mama-Vogel war, und wahrscheinlich ein ganzes Nest mit kleinen Babyvögelchen wartete. Schon damals war meine Fantasie sehr aktiv.

 

Die Erinnerung an die kleinen Spuren, fast nur zarte Striche, hat mich jetzt stark inspiriert. So wie ein feiner Strich im Schnee für mich als Kind ein Universum von Möglichkeiten eröffnete, was da wohl passiert sein mochte und warum diese Spuren überhaupt da sind. Heute sehe ich es so, dass wir alle kleine, feine Spuren im Leben hinterlassen, die sich mit anderen kreuzen und so eine große Wirkung entfalten können, sowohl im positiven wie auch im negativem Sinn. Ein einziges Wort oder eine Geste kann glücklich machen oder uns in tiefste Zweifel stürzen. So hinterlassen wir alle Spuren und seien sie noch so zart - wie eben eine Vogelspur im Schnee.

 

Zur Umsetzung meiner Inspiration von winterlichen Tierspuren im Schnee beginne ich Skizzen zu machen, die ich dann vereinfache und in Stickstiche meiner Artista umwandle.

 

         

 

Dabei strebe ich schrittweise eine völlige Stilisierung und Minimalisierung an. Zudem werde ich meine Motive unendlich wiederholen, denn auch wir geben nicht nur einen einzelnen Eindruck im Leben ab, sondern hinterlassen unsere Spuren 24 Std. am Tag.

 

 

 

 

 

© Februar 2008  Pia Welsch, Homburg